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Donnerstag, 28. April 2011

Revolution zum Selberbasteln

Vor seinem Fernseher sitzend beobachtete der amerikanische Comic-Zeichner Warren Craghead III aus dem fernen Charlotteville in Virginia die Ereignisse auf dem Tahrir-Platz. Im vergangenen Januar hat die Revolution der Ägypter gegen ihren Staatschef Mubarak begonnen. Die Bilder vom Tahrir-Platz gingen um die ganze Welt. Warren beschreibt seine Situation in einem Blogeintrag wie folgt:

"Last January I watched the events unfolding in North Africa and the Middle East and started drawing the amazing images I saw online and on TV. I wanted to do something and it was the only thing I could think of."

Während Nordafrika seit Anfang des Jahres in Bewegung ist, bewegen uns die Bilder auf der Mattscheibe zwar, doch bleiben die meisten gebannt vor ihnen stehen. Entweder aus der Furcht heraus, vor dem was da noch kommen wird, aber vor allem aus der simplen Hilflosigkeit, nicht zu wissen, wie man überhaupt mit einer solchen Situation umgehen soll, wie man reagieren soll.

Einige Comic-Zeichner haben es sich zur Aufgabe gemacht mit ihren gezeichneten Aufzeichnungen Aufklärungsarbeit zu leisten. So veröffentlicht die SZ in ihrer neuen Graphic Novel-Bibliothek gleich zwei solcher Comic-Reportagen:
Während Guy Delilse in Shenzhen einen einmaligen Blick hinter den kommunistischen Vorhang Nordkoreas wirft, hat Joe Sacco mit Palästina ein eindrucksvolles Plädoyer für die Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern gezeichnet. Obwohl das Medium seiner Wahl schwarz-weiß ist, lassen seine persönlichen Schilderungen vor Ort keine simple Einteilung in Gut oder Böse zu.

Wie ist nur aber Warren mit den Bildern vom Tahrir-Platz umgegangen? Er hätte einen langwierigen, graphischen Roman schreiben/zeichnen können, doch Craghead entschied sich dafür, die Revolution mit seinen eigenen Mitteln zu unterstützen, die gegenwärtige Hilflosigkeit zu in einen Comic zu bannen: Er hat einfach einen Do-it-yourself-Comic zum Selberbasteln gezeichnet - mit dem Titel:

"seed toss, kick it over"


Warren meint dazu: "I put the images into a small DIY downloable book so they can be shared all over. Please print, download, send, whatever. SCATTER!"

Wünsche viel Spaß beim Runterladen, Ausdrucken, Falten und Aufschneiden!

Donnerstag, 5. August 2010

Unreifes Fallobst

Mittlerweile haben wir uns beibringen lassen müssen, dass eine Graphic Novel ein bestimmte Sorte Comic ist, die sich mit anspruchsvollen Themen an ein erwachsenes Publikum richtet. Heute können wir neu dazu lernen, dass es bei einem Comic-Roman nicht so ist:

"Mit Honigfeigen legt Sanni Kentopf einen erotischen Comic-Roman vor, der sich bei genauerem Hinschauen nicht als verbotene Frucht, sondern als schwer verdauliche Kost präsentiert."

Die komplette Rezension findet sich im Comic-Ressort von Tagesspiegel.de.

Donnerstag, 8. April 2010

"Baby's in black"

Für alle jenigen, die vergessen haben, wie sich gute Interviews lesen, denen sei Brigitte Helblings Interview mit Arne Bellstorf wärmstens ans Herz gelegt. Im TITEL-Magazin unterhält sie sich mit dem Hamburger Kunststudenten über seinen bald bei Reprodukt erscheinenden Comic Baby's in black, über Pilzköpfe und über Stuart und Astrid. Einmal abgesehen davon, dass der Text neues Bildmaterial liefert, die Geschichte, die sich Bellstorf ausgesucht hat, spannend klingt, strahlt das Interview/Porträt eine Vertrautheit sowohl mit dem Material als auch mit dem Künstler aus, die so vielen anderen Gesprächen fehlt.

Mein Kompliment.

Vergleichsweise kurz ist dagegen Alexander Franks "Besprechung" zur Text+Kritik und der Reddition. Leider hat sich Frank nicht die Mühe gegeben näher auf die Texte einzugehen. Es werden Statements über den Wert von Comics und Literatur abgegeben, die aber im textbefüllten Raum hängen bleiben. So bleibt es dem Leser überlassen, zu urteilen, ob Bernd Weckerts Analyse der Anhäufungen von Shakepeare Zitaten und Anspielungen in Comics nun ein sinnvoller Beitrag ist oder eben nicht.

Update: Nach einer technischen Überarbeitung sieht der zweite Artikel schon wesentlich besser aus.

Mein Bedauern.

Mittwoch, 24. März 2010

Dialogrezension: Fahrenheit 451

Können zwei Leser einen Comic auf die unterschiedliche Weise betrachten oder wird sie der Text unweigerlich immer zu den selben Betrachtungen leiten? Diese und andere Fragen werden zum Teil in den Dialogrezensionen auf Comicgate.de beantwortet. Im Wechselspiel mit dem Kollegen Marco Behringer habe ich mir die deutsche Ausgabe von Fahrenheit 451 angesehen:

"Zum 90. Geburtstag von Ray Bradbury inszeniert Tim Hamilton (u.a. MAD, DC Comics, Dark Horse Comics) die dystopische Vision Fahrenheit 451 als Crime-Noir-Adaption ... Was ist aber nun besser? Das Buch, der Film (François Truffaut, 1966) oder die 2010 beim Eichborn Verlag erschienene Graphic Novel? Jeder Anhänger des jeweiligen Mediums wird natürlich auf seine Version pochen und unnachgiebig nach Schwachstellen in den jeweils anderen Medien suchen. Diese und andere Gedanken zum Comic haben sich Marco Behringer und Daniel Wüllner in Form einer Dialogrezension gemacht."

Die komplette Dialogrezension findet sich auf www.comicgate.de

Montag, 25. Januar 2010

"Du dumme dumme Klebebindung!"

Ein Comic wie ein Ziegelstein. Genauso schwer, genauso wuchtig. So liegt die deutsche Komplettausgabe von Bone nun auf dem Tisch. Der Comicverlag Tokyopop hat sich an Jeff Smith' Magnus Opus versucht und die Geschichte in klassischem Schwarz-Weiß umgesetzt. Bone ist ein spannende Fantasie und gesellschaftliche Parabel in einem. Während der Comic eine spannende Geschichte für Kinder und Erwachsene verspricht, kann die Aufmachung der Complete Edition dieses Versprechen nicht halten, oder vielmehr kann die simple Klebebindung diese nicht zusammenhalten:

"Ein einziger Comic erzählt die gesamte Geschichte der cartoonigen Helden von ihren ersten unsicheren Schritten bis hin zur finalen Schlacht. Alles in einem einzigen monströsen Ziegelstein von aberwitzigen 1332 Seiten vereint, der nur von einer simplen Klebebindung zusammengehalten, auf die später noch genauer eingegangen werden soll..."

Die komplette Rezension gibt es auf www.comicgate.de.

Dort findet sich auch ein Interview mit Jeff Smith von der Frankfurter Buchmesse 2007.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Missglückte Rückkehr in die Provinz

Seit seinem Debüterfolg mit der allegorischen Comicerzählung Insekt und seiner Tätigkeit als Herausgeber des Comicmagazins Orang (et etc.) hat sich der Wahlhamburger Sascha Hommer in der deutschen Comic-Szene einen Namen gemacht. Nach mehreren kleinen Geschichten für andere Magazine und seinem Zeitungsstrip Im Museum (zusammen mit Jan-Frederik Bandel) kehrt Hommer zur langen Erzählung zurück:

"Ein junger Mann kehrt in seine Heimat zurück, begleitet von einem sprechenden afghanischen Windhund. Doch anstatt alte Freunde in der Provinz zu besuchen, führt der Erzähler seinen Hund in die Abgeschiedenheit des Schwarzwalds. Dort erzählt er seinem tierischen Begleiter Geschichten aus seiner Vergangenheit, von seiner ersten Liebe, von Freundschaften und von seinen Erfahrungen mit Drogen. Immer wieder taucht der Erzähler aus der Reflektion über die Jugend auf, gibt kurze Kommentare ab, nur um anschließend wieder über Vergangenes zu rekurrieren. Da sich der Großteil der Handlung von Vier Augen in der erzählten Vergangenheit abspielt, aber dennoch die Reflektion dieser Geschichte im Vordergrund steht, weist der Comic viele Überschneidungen mit dem Genre eines Coming-of-Age- oder eines Entwicklungsromans auf..."

Die komplette Rezension findet sich auf www.comicgate.de

Ein ausführliches Interview mit dem Künstler auf dem Comic-Salon Erlangen 2008 gibt es hier.

Freitag, 27. November 2009

33 große Männer und eine Frau

Leider ist hat es mit Marjane Satrapie (Persepolis) nur eine Frau unter die 34 großen Künstler des Comics geschafft, die Comicredakteur Klaus Schikowski im Edel-Verlag ausführlich beschrieben und bebildert hat. Doch trotz dieses kleinen Mankos bietet das Buch eine gut lesbare Einführung sowohl für Interessierte, die die eine oder andere neue Anekdote finden werden, als auch für Neulinge:

"Um den Wust von hundert Jahren in eine anständige Form zu bringen und um sich selbst das Leben nicht schwieriger zu machen als es ohnehin schon ist, ordnet Schikowski die Geschichte der Comics in sechs Kapitel à fünf Künstler."

Die komplette Rezension zu Die großen Künstler des Comics gibt es hier.

Dienstag, 15. September 2009

Abstract Comics: A German Perspective

Much has been said and written about Andrei Molotiu's new Anthology Abstract Comics. Although the critical voices arrive at different conclusions about the work, one statement remains unchallenged: Abstract Comics challenges our general perception of comics as an artform. We are tossed into a collection of abstract pictures devoid of any form of conventional narration, yet the cover and the panels confirm that we are looking at comics. Whether this is true or not, it still questions our general understanding of comics. Do they need a plot or even a consistent narration?

In Germany Abstract Comics has the possibility to strike a chord in a discussion about comics, which is overwhelmed by an amorphous debate about the Graphic Novel. Being the country of Dichters und Denkers these debate are always guided by Eisner's remark about a certain quality of the story told. You can imagine how scholars, booksellers, readers, and publishers argue which comic to promote with the privileged status of a Graphic Novel and which not. Molotiu's collection might give the option to question these debates. As there are no narrations present, how do we judge these "comics" and are they really comics? Even if the verdict is against abstract comics, the reflection itself might shed a new light on other comics, too.

The most interesting observations about Abstract Comics is certainly the concentration on the panels themselves. While narrative comics focus on the gutter between the panels, the reader is scanning the abstract panels for some kind of resemblance, in an fruitless effort to make sense of it all.

Molotui's cosmos of abstract comics is constantly evolving on his blog.

For the review of Abstract Comics in German be sure to look here:
"Gib mir ein Zeichen"

Sonntag, 26. Juli 2009

Comic + Kritik

Während die Debatte über die Graphic Novel im vollen Gange ist (im Comicforum, bei ComicGate und auch auf Graphic Novel-Info), stellt die Münchener Institution für Literatur, Text+Kritik, Ihren Sonderband "Comics, Mangas, Graphic Novels" vor:

"Für den Sonderband „Comics, Mangas, Graphic Novels“ der Reihe Text+Kritik erforschten die Wissenschaftler, angeführt von Gastherausgeber Andreas C. Knigge, die Werke von Comic-Künstlern wie Robert Crumb, Will Eisner, Jacques Tardi und auch von eher comicfremden Künstlern wie dem argentinischen Autor Julio Cortázar. Leider scheint dabei die Graphic Novel, die Blaue Blume des Comics, nicht nur Rechtfertigung für ein solches Projekt zu sein; sie ist immer auch des Pudels Kern, denn fast kein Wissenschaftler kann an ihr vorbeigehen, ohne sie zu würdigen."

Die komplette Rezension findet sich auf www.comicgate.de.

Freitag, 24. Juli 2009

25jähriges Jubiläum der Reddition

Geburtstage sind doch immer etwas Schönes, auch wenn die zu Beglückwünschende keine Person, sondern eine Zeitschrift für Comics, eine Institution, ist. Gemeint ist die Reddition, Zeitschrift für Graphische Literatur, die nach einem Vierteljahrhundert wohl verdient feiern darf:

Zum 25. Jubiläum feiert die Reddition, Deutschlands Zeitschrift für Graphische Literatur, sich selbst und das Medium "Comic" mit einer fast hundert Seiten starken Doppelausgabe (Band 49 und 50) und dem Titelthema "Comics und Literatur". Seit 1984 liefert dieses ambitionierte Projekt ausführliche Porträts und Dossiers über europäische, amerikanische und auch japanische Comics und deren Künstler. Dabei lag der Schwerpunkt der Publikation stets auf der exakt aufgearbeiteten Präsentation von historischen Fakten über Comics, interessanten Hintergrundinformationen über Künstler und original Bildmaterial der entsprechenden Publikationen. Zum Jubiläum versuchte man in gewohnter Qualität nachzulegen und auch endlich dem Untertitel der Zeitschrift für Graphische Literatur mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Die komplette Besprechung der Reddition findet sich bei Comicgate.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Das (un)literarische Comic-Kabinett

Nachdem ich bereits vor einiger Zeit über den ersten akademischen Comic-Podcast berichtet haben, soll nun auch dem deutschen Zuhörer ein ähnliches Klangerlebnis zuteil werden. Unter dem Titel Comic-Kabinett fand am 5. Juni von 15.00-17.00 Uhr eine Radiosendung mit dem Thema "Comic und Literatur" statt. Für alle die mit dem Freien Radio Hamburg (FSK) nicht so vertraut sind, gibt es die Sendung in drei Files auf dem dazugehörigen Blog auch als Podcast. Das Personal der Sendung setzt sich zusammen aus Ole Frahm (Arbeitsstelle für Graphische Literaur), Martin tom Dieck (Salut, Deleuze!), Jan Frederick Bandel (Im Museum, Kultur und Gespenster), Marlene Krause (Two Fast Colour) und schließlich Sascha Hommer (Insekt, Orang-Herausgeber) - als Redakteur der Sendung. Mit dem Thema der Sendung spielen die Gesprächsparnter nicht nur auf die gerade eben erschienen Publikationen Reddition und die Sonderausgabe der Text+Kritik im Speziellen an, sondern auch auf den Wert von Comics im Allgemeinen.

Der erste Teile fängt schon sehr vielversprechend an. Endlich bekommt man bei dem verzweifelten Kampf gegen die Übermacht mit der die Graphic Novel angepriesen wird professionelle Unterstützung. Mit den beiden Literaturwissenschaflter Frahm und Bandel im River-Boat nimmt die Runde in Windeseile an Fahrt auf und nimmt zielstrebig das Marketing-Werkzeug der Graphic Novel auseinander. Andächtig lauschend beginnt man sich zu fragen, ob überhaupt jemand den Comic gefragt hat, wie er zu seiner Aufwertung als Literatur steht. Dabei wird die Bewertung von Art Spieglemans Maus hinterfragt, die Rolle des Feuilleton, die Produktionsbedingungen eines populären Mediums und die Reflektion der Comic-Künstler.

Auch der zweite Teil des Hörstücks startet sehr anhörlich: Doch nach drei sehr witzigen Vorlesungen aus pornografischen Ausflüge in die Popliteratur mit Batman, Superman und Robin (aus Elfriede Jelinek, Fitzgerals Kusz und Friedemann Hahn), driftet man wieder etwas ab und adaptiert nur das, was bereits in der Reddition in Print präsentiert wurde: Mit Isabel Kreitz hat man zwar eine interessante Gesprächspartnerin zum Thema eingeladen, doch sieht das Interview in der Reddition dank der Illustrationen nicht nur besser aus, es liest sich auch besser. Vielleicht hatte Frau Kreitz auch keine Lust mehr über ihre Buddenbroks-Adaption zu reden. Schade, schade ...

Im dritten Teil des Podcast/der Radiosendung geht es dann auch an die Besprechung von Comics. Nach den ausführlichen Vorreden über ein angemessenes Vokabular in Sachen Comics und das Verhältnis zur Literatur fallen gleich die ersten beiden Besprechung zu den Comics von Blutch, Blotch und Der kleine Christian, wirklich mau aus: Es wird aber eben nicht - wie zu Beginn in anderen Publikationen bemängelt - über die Form diskutiert, sondern über den Inhalt und dessen Implikationen. Doch auch die Zeichnungen als solche werden verhandelt: "Der Strich sei virtuos", "sehr frisch", "irgendwie retromäßig" mit einer "sehr direkten Geste". Die Diskutanten verweisen fast schon manieristisch auf das fehlende Vokabular für die Beschreibung von Comics hin. Außerdem wirkt die Bewertung von Blutchs Cover zu aktuellen Ausgabe der Strapazin etwas simpel.

Alle folgenden Vorstellungen entgehen leider aus Zeitgründen einer kritischen Betrachtung. Oder kann es auch daran liegen, dass alle bepsrochenen Publikationen (Strapazin, Orang, Spring, TwoFastColour) in der einen oder anderen Weise von den Machern dieser Sendung mitproduziert wurde. Das hört sich alles nicht nach der kritischen Auseinandersetzung an, die beabsichtigt war.

Dennoch kann man abschließend sagen, dass das Comic-Kabinett im wahrsten Sinne des Wortes eine Unterhaltung auf hohem Niveau ist. Vor allem durch die wissenschaftlich informierten Beiträge von Frahm, Bandel und auch Dieck. Mal sehen was die Herren und Damen am 2. August über die Fotografie und das gezeichneten Bild zu erzählen haben.