Freitag, 19. Februar 2010

Neues aus dem (digitalen) Zettelwald Teil 1

Comic-Wissenschaft ist ein hartes Brot: Obwohl der Bedarf an wissenschaftlichen Publikationen in der Welt der wirklichen Bücher zunimmt, sind viele Wissenschaftler, Redakteure oder Enthusiasten auf Journals angewiesen, um ihre Forschung dem gediegen Leser anzubieten. In Deutschland scheint man noch gefühlte Lichtjahre von diesen Entwicklungen entfernt. In England und Amerika hingegen florieren diese Magazine sowohl im Internet als auch anderswo. Da gerade die neuste Ausgabe von ImageText erschienen ist, möchte ich mein Blog nutzen, um in gebührendem temporalen Abstand ein paar dieser Journals vorzustellen.

Fangen wir doch gleich mit dem ersten an: Das Journal ImageText, eine Wortkreation von W.J.T. Mitchell, dem Vater des pictorial turn, bietet seit mehr als fünf Jahren in wechselndem Turnus wissenschaftliche Betrachtung von Comics, Besprechungen von Sekundärliteratur und Ausstellungen. Das Journal beeindruckt zunächst mit der schieren Aneinanderreihung von bekannten Namen von Künstlern (Chris Ware, Alan Moore oder Neil Gaiman) und Wissenschaftlern (Donald Ault, Charles Hatfield oder auch Joseph Witek). Bei genauerem Hinschauen wird deutlich, dass diese Zugpferde eine ganze Riege an spannenden jungen Wissenschaftler im Schlepptau haben.

Die wichtigsten Information ist vielleicht, dass Imagetext keine Gebühr für das Lesen und Herunterladen der Texte fordert. Selbstverständlich kommt dadurch die Frage der Qualität auf, denn wenn etwas kostenlos ist, dann glaubt man es sei automatisch billig. Um wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen veröffentlicht ImageText nur peer-reviewed papers, soll heißen, dass die Texte anonym an das Editorial Board weitergeleitet werden. So können die Wissenschaftler unabhängig von Titel und Publikationsliste des Autors entscheiden, ob seine Forschung den Standards entspricht und in das Programm des Journals passt.

Neben umfangreichen Spezial-Ausgaben, die sich ausschließlich Kindercomics, dem Werk von Neil Gaiman und den Wechselwirkungen von Comics und William Blakes Werk widmen, überzeugt Image-Text gerade in den neueren Ausgaben durch die exakte Formatierung und ansprechendes Bildermaterial im Text. Fußnoten, Querverweise und ausführliche Bibliografien weisen dem Leser nicht nur den Weg, sondern geben ihm auch das Gefühl auf den Spuren des Comicenthusiasten zu wandeln. Selbstverständlich sind die Fußnoten durch Hyperlinks mit den Textpassagen verlinkt.

ImageText hat den Anspruch innovative Forschung auf dem Gebiet der Comics zu präsentieren. Diese Aufgabe gelingt dem Magazin nicht nur vortrefflich sondern auch, und so gehört es sich für ein wissenschaftliches Comic-Journal, grafisch.

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